Französische Autos haben auffallende Charakterzüge. Fahrkomfort rangiert vor Sportlichkeit. Das soll nicht heißen, dass die Franzosen keine Sportwagen bauen können. Nur dürfen die eben ein bisschen anders ausfallen als deutsche, italienische, britische. Das ist hier aber nicht das Thema. Vielmehr geht es um den großen Van von Citroën, den Grand C4 Picasso mit dem stärksten Turbodiesel im Angebot, 163 PS leistend. Vorweg das: Im Zusammenspiel mit einer sechsstufigen Wandlerautomatik kommt gediegener, geräuscharmer und dennoch kraftvoller Vortrieb zustande. Der Selbstzünder bleibt unauffällig, er werkelt gewissermaßen im Untergrund. Gute Manieren hat auch die Automatik. Sie arbeitet ausgesprochen geschmeidig. Den Wählhebel platzierte Citroën hinter dem Lenkrad. American way of drive! Gewöhnungssache! Eingriffe in die Gangwahl lassen bei Bedarf die beiden Paddel links und rechts hinter dem Lenkrad zu.
Fotogalerie: Citroën Grand C4 Picasso HDI 165 (20 Bilder)
Eigenheiten à la Citroën
Einmal mehr machte der Testwagen deutlich, dass Citroën manches bewusst anders macht. Solches Urteil lässt sich (endlich wieder!) an eigenständigem Doppelwinkel-Design festmachen, aber auch an auffälligen Besonderheiten. Da gibt es beispielsweise eine feststehende Lenkradnabe, über deren Nutzen eigentlich kaum zu streiten ist. Dass sich der Lenkradkranz um sie herum dreht, ist anfangs zwar ungewohnt, aber kaum irritierend. In der Branche wird gemunkelt, die Besonderheit werde aus Kostengründen wieder aufgegeben.
Aufgeräumtes Cockpit
Deren Vorteile liegen quasi auf der Hand. Die auf der fest fixierten Lenkradnabe platzierten Tasten und Einstellrädchen, immer am angestammten Platz bleibend, sind mit den Fingern der lenkenden Hände leicht zu erreichen. In die linke Ecke des Armaturenbretts verbannt wurden die Steuerungstasten für die Luft- und Wärmeregulierung. Korrekturmöglichkeiten gibt es auch auf der Beifahrerseite. In der Mitte des Armaturenbretts behauptet sich lediglich die Steuerung der Audio-Anlage und des Navigationssystems. Die entsprechenden Knöpfe kann man hinter einer Blende verschwinden lassen. So macht das Cockpit einen noch übersichtlicheren, ausgesprochen aufgeräumten Eindruck. Besonderes Extra: ein Parfümspender zwischen den Luftduschen in Armaturenbrettmitte. Typisch Citroën!
Licht in Hülle und Fülle
Der Grand C4 Picasso kommt als erhabener Siebensitzer daher. Dessen Großräumigkeit empfinden zuerst Fahrer und Beifahrer, genießen sie doch üppige Bewegungsfreiheit zwischen ihren Türen. Zudem haben sie eine riesige, bis über ihre Köpfe reichende Frontscheibe vor sich. Sie sorgt zusammen mit den großen Dreieckfenstern an der A-Säule für einen außergewöhnlichen Panoramablick und herrliche Lichtfülle im Auto. Vom hohen Glasanteil des Aufbaus profitiert auch die Übersicht über die Konturen des Vans bei Rangiermanövern. Selbst die ziemlich stämmig ausgefallene D-Säule weckt kein Verlangen nach einer Rückfahrkamera.
Viel Raum und nützliche „Kleinigkeiten“
Bei Dunkelheit kommt im Inneren und an den Außenspiegeln indirektes Ambientelicht zur Geltung. Die stattliche Erscheinung eines Grand C4 Picasso kann sich am Tage natürlich wesentlich eindrucksvoller präsentieren. Grundsätzliche Van-Erwartungen werden voll erfüllt: viel Raum und praktische Flexibilität! Keine Wünsche offen ließ der Testwagen im „Exclusiv“-Auftritt der Topvariante. Aufwertete sie beispielsweise der Spurhalteassistent (mit warnendem Pulsieren der Sitzfläche des Fahrerplatzes).
Zu den nützlichen „Kleinigkeiten“ gehören Sonnenrollos an den Seitenfenstern neben der dritten Sitzreihe. Aber schon das Einstiegsmodell (Attraction) schmücken hilfreiche serienmäßige Zugaben wie elektrische Parkbremse, Geschwindigkeitsregelanlage, Bordcomputer, Berganfahrhilfe und elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel.
Federungskomfort ist angesagt
Es gab Zeiten, da warb Citroën mit der Zeile „Fahren wie Gott in Frankreich“. Der Anspruch bezog sich auf die hydropneumatische Federung. Die gibt es beim Grand C4 Picasso nicht, aber ein Fahrwerk, das zur Eleganz des Auftritts passt. Citroëns siebensitziger Van hat Luftfederung an der Hinterachse mit automatischer Niveauregulierung, vorn übernehmen McPherson-Federbeine das Fahrwerksgeschäft. Angesagt ist Federungskomfort, nicht sportliche Straffheit. Zügigen Richtungswechsel quittiert der Aufbau erwartungsgemäß mit spürbarer Neigung in Richtung Fliehkraft. Um die Verarbeitung von Fahrbahnunebenheiten bemühen sich Federung und Dämpfung im Allgemeinen recht erfolgreich, können aber nicht verhindern, dass sich eine von markanten Querrinnen angeregte Hinterachse gelegentlich polternd meldet.
Ganz Citroën sind die bequemen sesselartigen Vordersitze, deren Seitenwülste straffer gepolstert sein sollten, um bei flotter Fahrt auf kurvenreicher Straße mehr Halt geben zu können. An Bord eines C4 Grand Picasso soll es eben vor allem komfortabel zugehen. Anteil an der gediegenen Atmosphäre hat der Common-Rail-Diesel unter der Fronthaube, dessen Arbeitsgeräusch nur ansatzweise in den Innenraum dringt, solange ihm nicht alles abverlangt wird, was in ihn steckt. Zügig nähern kann er sich Tempo 190, und in 11,5 Sekunden schafft die Dieseltraktion aus dem Stand Tempo 100.
Verbrauchswerte
Alles hat seinen Preis. Auch der Kraftstoffbedarf. Im Kurzstrecken-Alltagseinsatz (mit Staus, aber ohne Autobahnanteil) pendelte sich der Verbrauchsdurchschnitt zwischen 8,3 und neun Litern ein (Durchschnittgeschwindigkeit laut Bordcomputer: 47 km/h). Keinesfalls als Kunststück erwies sich, bei betont verhaltender Fahrweise mit deutlich weniger Diesel auszukommen, auch wenn am Spartrip eines C4 Picasso HDI 165 Automatik kein Start-Stop-System beteiligt ist. Sparsam unterwegs sein kann man durchaus. Erst bei länger anhaltenden hohen Dauergeschwindigkeiten auf der Autobahn macht sich der Kraftstoffverbrauch des HDI-Diesels auf den Weg in den zweistelligen Bereich. D-Zug-Zuschlag eben. Schnell gefahrene andere Autos verlangen ihn auch.
Groß und flexibel
Die Flexilität des Siebensitzers und dessen Großräumigkeit imponieren. Im Nu – mit einem Handgriff, ohne jede Anstrengung – sind die Sitze der hinteren beiden Reihen weggeklappt, wenn in diesem Bereich großzügiger Laderaum gebraucht wird. Nicht minder schnell und ohne Mühe lassen sich alle fünf Fondsitze wieder aufrichten.
Wohlfühlatmosphäre
Citroëns C4 Grand Picasso präsentiert sich als interessant gestylter Van mit Manieren, die auch höheren Ansprüchen genügen. Zur Verwöhnung seiner Insassen tragen die gute Rundumsicht und die auffällige wohltuende Lichtfülle im Raum bei, die der hohe Glasanteil im Frontbereich der Karosserie beschert.
Zutreffend bleibt, dass sich sowohl der motorisierte Alltag als auch Reisen in die Ferne an Bord eines Vans anders erleben lassen als in jedem herkömmlich konzipierter Pkw. Kein Wunder, dass der „gemeine Van-Sinn“ ansteckt und weiter um sich greift. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)
Technische Daten: Citroën Grand C4 Picasso HDI 165:
Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,58 x 1,82 x 1,62
Motor (Bauart, Hubraum): Common-Rail-Diesel, 1.997 ccm
Max. Leistung: 120 kW/163 PS
Max. Drehmoment: 340 Nm
Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert) 6,8 l/100 km
CO2-Emission: 177 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 190 (abgeregelt)
Beschleunigung 0–100 km/h: 11,5 s
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht: 1.689 kg/2.150 kg
Gepäckraumvolumen: 500 bis 1.734 Liter
Basispreis: 32.500 Euro
Preis des Testwagens: 38.860 Euro
Ich muss sagen, Citroen hat in den letzten Jahren wirklich aufgeholt. Wenn man bedenkt, was sie für hässliche Autos in der Vergangenheit gebaut haben, wie den CX, BX und wie sie alle heißen…
War früher kein Freund von Französischen Autos, bis ich den 407 SW von Peugeot gesehen habe (kam glaube ich 2004). Heute bringt Citroen genauso schöne Autos, so dass man schon überlegt einen zu kaufen, gerade weil sie so günstig sind (als Gebrauchtwagen). Das einzige, was man vielleicht noch bemängeln kann, ist die Qualität von Französischen Fahrzeugen…
Fahre seit 5 Wochen den Grand C4 Picasso und bin bisher sehr glücklich mit dem Wagen und der Verarbeitung. (Mit Skepsis gekauft)