Pfiffige und zugleich nützliche Innovationen rufen bald die Wettbewerber auf den Plan. Das musste auch Opel erfahren, nachdem es 1998 mit dem Kompaktvan Zafira gleichzeitig sein variables Innenraumkonzept Flex7-Sitzsystem einführte. Das ermöglicht, mit wenigen Handgriffen einen serienmäßigen Siebensitzer in einen Fünf- oder Zweisitzer mit entsprechend größeren Verstauvolumina und einer topfebenen Ladefläche zu verwandeln. Möglich wurde dies dadurch, dass die dritte Sitzreihe komplett im Boden versenkt werden kann.
Bildergalerie: Opel Zafira Tourer | Alle Galerien
Heute bietet fast jeder Volumenhersteller ein derartiges Fahrzeug an, das auf geringer Fläche möglichst viel Raum und Sitzmöglichkeiten bietet. Das hat die Absatzzahlen der Rüsselsheimer natürlich gedrückt. Doch ist der Opel-Dauerbrenner hinter dem VW Touran immer noch eindeutig das beliebteste Fahrzeug im Segment der größeren Vans, und die seit Anfang des Jahres auf dem Markt befindliche dritte Generation mit dem erweiterten Namen Zafira Tourer soll den Abstand zum Marktführer wieder verringern.
Dynamisch wirkende Front
Die Opel-Designer haben sich bei der dynamisch wirkende Front am „elektrischen“Ampera orientiert. Großen Anteil an der Ähnlichkeit hat die Bumeranggrafik der Leuchteinheit, die Hauptscheinwerfer, pfeilförmiges Tagfahrlicht und die Nebelscheinwerfer integriert. Statt einer dicken A-Säule gibt es jetzt zwei schlanke, und die Außenspiegel wurden an der Tür befestigt. Die stromlinienförmige Silhouette verwischt den Eindruck siebensitziger Zweckmäßigkeit. Sie verschafft dem Familien-Van ausgesprochen schnittige, sportliche Züge.
Auch interessant: Opel Zafira Tourer 1.4 Turbo mit Autogas-Technik (LPG)
Der geräumige Innenraum strahlt dank sauber verarbeiteter und farblich gut abgestimmter Materialien Wohlfühlatmosphäre aus. Die großen Rundinstrumente sind übersichtlich angeordnet, und die Bedienung der wichtigsten Schalter, die nah am Lenkrad untergebracht sind, ist selbsterklärend. Lediglich die Bedienung des Navigations- und Infotainment-Systems mittels Dreh-Drück-Regler ist gewöhnungsbedürftig, da diese für alle Systeme genutzt werden. Das etwas weich gepolsterte Gestühl gibt guten Seitenhalt und lässt sich mehrfach verstellen.
Optimiertes Flex7-Sitzkonzept
Fahrer- und Beifahrer haben Platz satt. Ebenso in der nun aus Einzelsitzen bestehenden zweiten Reihe gibt es bei Kopf- und Ellenbogenfreiheit keinerlei Anlass zu klagen. Durch die Optimierung des Flex7-Sitzkonzeptes können – allerdings optional – aus der Rückenlehne des mittleren Sitzes beispielsweise komfortable Armlehnen für Mitfahrer auf den beiden äußeren Plätzen werden. Diese lassen sich zudem um bis zu 28 Zentimeter verschieben, oder sie gleiten fünf Zentimeter in Richtung Fahrzeugmitte und verschaffen so den dort Sitzenden noch mehr Schulterfreiheit. Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass in der zweiten Reihe nur zwei Kindersitze befestigt werden dürfen, da auf dem Mittelsitz derartige Sitze nicht erlaubt sind.
Lediglich die Plätze sechs und sieben sind nach wie vor nicht wirklich für Langstreckenfahrten geeignet. Da dann zudem nur 152 Liter Stauraum zur Verfügung stehen, dürften derartige Touren aber ohnehin die Ausnahme bilden. Verschwindet die hinterste Sitzreihe im Boden, ergibt sich ein voluminöses Gepäckabteil mit einem Volumen von 710 Liter, dass durch die große Lade-Öffnungsklappe und ein niedriges Bodenniveau bequem befüllt werden kann. Schade nur, dass das nützliche Flex-Organiser-Paket inklusive Sicherheitsnetz 220 Euro kostet.
Komfortabler Gleiter
Der Zafira Tourer punktet jedoch nicht nur mit Raumangebot und Variabilität, er lässt sich auch angenehm fahren. Das Fahrwerk ist recht straff abgestimmt, erweist sich aber dennoch als komfortabel und schluckt die meisten Unebenheiten. Auf der Autobahn ist er ein Gleiter und selbst bei recht starkem Wind richtungsstabil. Auf kurvenreicher Strecke lässt sich der Van bei entsprechender Motorisierung ebenfalls sehr flott und narrensicher bewegen.
Der Turbo-Benziner überzeugt mit gutem Durchzugsvermögen über fast das gesamte Drehzahlband. Hält man sich beim Druck aufs Gaspedal etwas zurück, ist der Verbrauch zudem akzeptabel. Wer es sehr flott angehen lässt, muss allerdings mit mehr als acht Litern auf 100 Kilometern und der Bekanntschaft mit dem serienmäßigen ESP rechnen. Was bekanntlich aber nicht nur bei Müttern für ein beruhigendes Gefühl sorgt. Zum stressfreien Fahren tragen zudem die direkt ausgelegte und präzise arbeitende Lenkung und ein gut abgestuftes Sechsgang-Getriebe bei.
Umfangreiche Sicherheits-Ausstattung
Mit unter anderem sechs Airbags, IDS-Fahrwerk einschließlich ESP, Bremsassistent und Traktionskontrolle ist die Sicherheitsausstattung umfangreich. Und auch bei der passiven Sicherheit haben sich die Rüsselsheimer nicht lumpen lassen. Beim Crashtest nach dem EuroNCAP-Verfahren erhielt der Zafira für die Insassen- und Kinder-Sicherheit hohe Noten. Noch verbesserungswürdig ist dagegen die serienmäßige Komfort-Ausstattung, da es zahlreiche nützliche Features nur gegen Aufpreis gibt. (Auto-Reporter.NET/Hans H. Grassmann)
Technische Daten: Opel Zafira Tourer 1.4 turbo
Länge x Breite x Höhe (Meter): 4,66 x 1,93 x 1,69
Motor (Bauart, Hubraum): Vierzylinder-Turbobenziner, 1.364 ccm
Nockenwellenantrieb: Steuerkette
Max. Leistung: 103 kW/140 PS
Max. Drehmoment: 200 Nm bei 1.850–4.900 U/min
Verbrauch NEFZ im Mittel: 6,3 Liter Super/100km
CO2-Emission: 148 g/km
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,7 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit: 202 km/h
Leergewicht/Zuladung: 1.571 kg/579 kg
Kofferraum (7-Sitzer): 152–1792 Liter
Basispreis: 24.850 Euro