Fahrbericht Lancia Thema: Sympathisches Kaliber

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Das Exterieur des obere Mittelklasse-Fahrzeuges Lancia Thema

Das kommt heraus, wenn US-amerikanische Automobiltradition mit italienischer automobiler Leidenschaft gekreuzt wird: ein neuer Lancia Thema; das Ergebnis der Allianz Fiats mit Chrysler, in deren Folge die Marken Chrysler und Lancia zusammengelegt wurden. Beide teilen sich den weltweiten Vertrieb gemeinsam entwickelter Modelle. Chrysler bleibt zuständig für den englisch-sprachigen Raum und Russland, Lancia kümmert sich um die übrigen Länder, vornehmlich um Europa. Gebaut wird das Auto, der Lancia Thema, von Chrysler in Kanada.

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Der „italienische“ Thema 3.0 V6 CRD kann seine US-amerikanische Prägung ebenso wenig verleugnen wie der Zweitgeborene in der Kooperation Fiat-Chrysler namens Lancia Voyager. Entwickelt wurde die stattliche Limousine zusammen mit dem Chrysler 300 C. Das bescherte dem Lancia Hinterradantrieb und die unverkennbare Statur einer US-amerikanischen Limousine. Folgerichtig kürte Lancia seinen neuen Thema zum „globalen Flaggschiff“ der Marke.

Lancia-Atmosphäre innen

Berechtigte Frage: Was ist noch typisch Lancia? – Offensichtlich beschränkt sich das auf den eleganten Stil des Interieurs und wirkungsvoll abgestimmte Materialien, die die anspruchsvolle Atmosphäre in der Kabine wesentlich mitbestimmen. Das mit Leder bezogene Armaturenbrett samt Steppnaht bringt einen Hauch Exklusivität ins Auto. Einige Ausstattungsdetails wiederum sind typisch amerikanisch. Da gibt es beispielsweise einen  Getränkehalter mit Kühl- und Heizfunktion in der Mittelarmlehne oder einen übergroßen farbigen 8,4-Zoll-Touchscreen in Armaturenbrettmitte mit Textinformation in riesigen Lettern. Da braucht keiner eine Brille.

Amerikanisch Lässiges ist hier und da zu entdecken. Da stoßen unterschiedliche Spaltmaße aufeinander (Motorhaube/Frontteil). Nicht sonderlich pingelig scheinen die Endkontrolleure zu sein. Beispiel Testwagen: Die äußere Kante des linken Scheinwerfer/Blinkereinsatzes steht fühlbar über, die oberen Zierleisten von Fahrer und Fondtür haben an der Stoßstelle schlechte Passung, und die Blenden um die beiden Abgasrohre links und rechts sind höchst unterschiedlich montiert. Das allerdings sieht nur, wer hinterm Auto einmal in die Hocke geht.

Die Sitze wollen mehr angenehmes softes Sofa und weniger Halt gebendes Gestühl sein, obwohl es wulstige Räder gibt. Auch Federung und Dämpfung erinnern an Geburtsort und Abstammung des Thema. Amerikanische Automobilisten sind keine Fans eines straffen Fahrwerks. Es darf in flott durchfahrenen Kurven ruhig ein bisschen nachgeben, steckt aber jede Art von Unebenheiten gut weg.

Achtbare Diesel-Power

Dass die Marke Lancia für Temperament steht, findet in der Motorisierung des neuen Modells Thema gewisse Bestätigung. Beim Testwagen übernahm ein achtbare 176 kW (239 PS) leistender Selbstzünder (3.0 V6 MultiJet 24V) den Vortrieb. Zur Wahl stehen ein weiterer Diesel (3.0 V6, 140 kW/190 PS) und ein Benziner (3,6 V6 Pentastar 24V, 210 kW/286 PS). Den stärkeren Diesel adeln beeindruckende 550 Newtonmeter Drehmoment. Mit solcher Durchzugskraft lässt sich selbst bei einem gut zwei Tonnen schweren Thema allerhand anfangen, etwa in 7,8 Sekunden aus dem Stand Tempo 100 gewinnen. Hocharbeiten kann sich der Thema, im Falle des Testwagens per nicht mehr ganz zeitgemäßer 5-Gang-Automatik, bis zu einer Geschwindigkeit von 232 km/h. Im Fahrbetrieb hielt sich der Eindruck, Umgang mit einem schwereren Geschütz zu haben. Psychologische Wirkung haben aber von vornherein Leergewicht und Abmessungen der Limousine, beide recht stattlich. Besonderes Lob verdient die Laufkultur des V6-Selbstzünders. Hat er seine Betriebstemperatur erreicht, lässt der Diesel im Wageninneren kaum noch etwas von sich hören. Das bleibt auch so, wenn er mit höheren Drehzahlen arbeitet.

Stattlichkeit punktet

Autokäufer fragen weniger danach, ob hinter dem Markenzeichen des Objekts ihrer Begierde möglicherweise gemogelt werde. Autos, die in die engere Wahl kommen wollen, müssen einfach nur gefallen. Punkt. Ob eingeschworene Lancia-Fans der Auftritt des Thema in Verzückung geraten lässt, werden Lancia-Händler beurteilen können. Der zweiwöchige Umgang mit dem Testwagen ließ jedenfalls die Überzeugung aufkommen, dass ein stattliches Auto mit dem Auftritt und dem Charakter des neuen Thema bestimmt seine Käufer findet. Möglicherweise gerade deshalb, weil die interessante Erscheinung das Lancia-Label trägt. Relativ schwergewichtige Autos stattlicher Abmessungen können damit punkten, dass man ihnen aufgenommene „Nutzlast“ weniger anmerkt. Sie bewegen sich entsprechend erhaben. Das kann man mögen.

Gewicht kostet Kraftstoff. Der Dieseldurst des Testwagens hielt sich aber in Grenzen. Nach betont schneller Autobahnfahrt über 300 Kilometer mit langen freien Abschnitten ohne Tempolimit, die auch genutzt wurden, wies der Bordcomputer als Verbrauchsdurchschnitt 10,2 l/100 km aus. Im Alltagseinsatz des Testwagens stellte sich ein Durchschnittsverbrauch zwischen sieben und acht Litern ein. Vorzeigbare Bescheidenheit für einen potenten V6!

Imponierender Ausstattungskomfort

Fahrer und Beifahrer können es sich auf ihren elektrisch verstellbaren Sitzen recht bequem machen. Sie haben reichlich Platz, der Fahrer kann das (beheizbare) Lederlenkrad und sogar die Pedalerie ganz nach seinen Wünschen elektrisch einstellen. Auf den beiden Fondplätzen des Viersitzers ist das Platzangebot weniger üppig. Genug Kniefreiheit bleibt aber allemal übrig. Der Mittelplatz taugt nur für halbe Portionen, weil im Fußraum der Kardantunnel verläuft und stört.

Geboten wird, und das soll unterstrichen werden, beispielhafter Ausstattungskomfort schon bei der Basisausstattung (GOLD). Eine Auswahl: Klimaautomatik, Freisprecheinrichtung, Bi-Xenonscheinwerfer, elektrisch verstellbare Vordersitze, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitsregelanlage. Der Testwagen, Bestausstattung EXECUTIVE, machte Zusatzpunkte: große 20 Zoll Leichtmetallfelgen, Alpine HiFi Audio Soundsystem (506 Watt); neun Lautsprecher plus Subwoofer, Armaturenbrett bezogen mit Leder, Fahrerassistenz Safety-Tech-Paket (Tot-Winkel-Assistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung mit Abstandskontrolle und Auffahrwarnsystem, hintere Bewegungserkennung (Rückfahrkamera).

Von der mittleren Ausstattung PLATINUM übernommen wurden außerdem u.a. das Garmin-Navigationssystem, die aktiv belüftbaren Vordersitze mit Memory-Funktion, der kühl und beheizbare Getränkehalter in der Mittelkonsole, die beheizbaren Rücksitze, der Fernlichtassistent und die automatische Leuchtweitenregulierung, der Regensensor und das elektrisch bedienbare Sonnenschutzrollo für die Heckscheibe.

Dieses Auto hat das Zeug, Sympathien derjenigen Autointeressenten zu gewinnen, die eine kraftvoll-gelassene und geräuscharme Fortbewegung schätzen. Für die Limousine Lancia Thema EXECUTIVE 3.0 V6 Multijet 24V 176 kW/239 PS mit Metallic-Lackierung (950 Euro Aufpreis) weist die Preisliste 51.850 Euro aus. (Auto-Reportet.NET/Wolfram Riedel)

Technische Daten: Lancia Thema 3.0 V6 CRD

Länge x Breite x Höhe (Meter): 5,06 x 1,90 x 1,48
Motor (Bauart, Hubraum): V6-Common-Rail-Multijet-Turbodiesel, 2.987 ccm
max. Leistung: 176 kW/239 PS
max. Drehmoment: 550 Nm
Kraftstoffverbrauch (nach NEFZ, kombiniert): 7,1 l/100 km
CO2-Emission: 185 g/km
Höchstgeschwindigkeit: 232 km/h
Beschleunigung 0 bis 100 km/h: 7,8 s
Leergewicht/zul. Gesamtgewicht (kg): 2.038/2.472
Gepäckraumvolumen: 462 Liter
Einstiegspreis (Diesel, V6, 140 kW/190 PS, GOLD): 41.400 Euro
Preis des Testwagens: 51.850 Euro

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Die Seite "Fahrbericht Lancia Thema: Sympathisches Kaliber" wurde am 18. Oktober 2012 veroeffentlicht und am 1. Dezember 2013 zuletzt aktualisiert.