Von Lars Hoenkhaus
So harmlos das Äußere, so verdammt brachial das, was in Audis RS 7 Sportback schlummert. Ein schönes Biest, wie wir erfahren durften. Ihrem Topmodell der A7-Reihe stellen die Ingolstädter 560 PS zur Verfügung und lassen so aus dem fünftürigen Reise-Coupé bei Bedarf einen Sportler werden, der die Spitze der Motorisierung ebenso auslebt wie der Überflieger-Kombi RS 6 Avant. Von ihm stammt auch der V8-Biturbo, der das Fahrzeug in 3,9 Sekunden über die Tempo-100-Marke schickt und ihn bis 305 km/h an der langen Leine lässt.
Ein Kraft-Kombi ist gut, mag Audi gedacht haben, doch ein Coupé dieser Auslegung kann nicht schaden. Dem kann man nur zustimmen, zumal es mit dem RS 7 Sportback gelungen ist, quasi das „Doppelte Lottchen“ auf die Beine, sprich: Räder, zu stellen: Einerseits eine elegante und auf höchsten Komfort ausgerichtete und vom Design her anspruchsvoll, aber schlicht gestaltete Reiselimousine, andererseits ein Allrad-Bolide, der auf Knopfdruck das Biest ungezügelt rauslässt.
Geräumig und edel der Innenraum
Der geräumige Innenraum empfängt die Besatzung mit hochwertig und mustergültig verarbeiteten Materialien in edlem Flair. Im Vergleich zum Power-Kombi wurde hier noch ein bisschen nachgelegt. Carbon für Dekoreinlagen trifft auf Alu-Details an der MMI-Einheit oder der Pedalerie, das Lederlenkrad ist sportlich abgeflacht, und die Klimaautomatik bedient vier Zonen separat voneinander. Fondpassagiere können es sich da ganz nach ihrem Gusto einrichten und auch längere Touren entspannt angehen. Leicht und anwenderfreundlich ist das MMI-Navigationssystem mit Touchpad-Bedienung. Imponiert haben meinem Beifahrer und mir vor allem die Sportsitze. Labsal für den Rücken beim entspannten Dahingleiten und ordentlich Halt gebend, wenn das Biest geweckt wird. Und das pariert auf Knopfdruck.
Power auf Knopfdruck
Im Dynamik-Modus legt das Edel-Coupé seine Contenance ab, und der V8 brüllt uns seine Arbeitsfreude entgegen. Die bei geringer und mittlerer Last und Drehzahl stillgelegten Zylinder (cylinder on demand) sind innerhalb eines Wimpernschlages aktiviert, und die 560 Pferde drücken das Coupé sicher in die Spur. Kein Mangel herrscht auch an Drehmoment: 700 Newtonmeter stehen zwischen 1.750 und 5.500 Umdrehungen parat. Auf den sportlichen Charakter abgestimmt ist die serienmäßige Achtstufen-tiptronic; geschaltet werden kann wahlweise auch über Schaltwippen. Raffinierte Technik sorgt dafür, dass sich der Verbrauch des RS 7 Sportback mit 9,8 Litern mehr als sehen lassen kann.
Den Wechsel zwischen Langstrecken-Charakter und sportlichem Einsatz begleiten zahlreiche Komponenten wie Lenkung, Fahrwerk, adaptive Luftfederung oder eine Dämpfung, die sich speziell am Fahrmoduls, am Fahrer-Stil und an das Straßenprofil anpasst. Vom RS 6 übernommen wurde das alternative Sportfahrwerk plus mit Dynamic Ride Control (RDS). Das System passt die Dämpfer direkt allein durch die Änderung des Fahrzustandes an. Das geht laut Audi schneller, als es elektronisch verstellbare Dämpfersysteme könnten. Das System kommt ohne Elektronik für Sensoren, Steuerung oder Verstellungen aus. Es arbeitet rein hydraulisch. Dabei sind die Dämpfer diagonal über Ölleitungen miteinander verbunden. Ein Zentralventil reguliert den Ölstrom und unterdrückt so die Wankbewegungen bei Kurvenfahrt, das Nickverhalten beim Bremsen, und das Eigenlenkverhalten wird optimiert.
Fazit
Manch einer mag meinen, so viel Power in einem Auto ist nicht nötig. Mag sein, aber sie schadet auch nicht. Wer 113. 000 Euro (Basispreis) sozusagen übrig hat, bekommt dafür ab Herbst ein Kraftpaket der ganz feinen Sorte. Nur Fliegen kann schöner sein … (news2do.com/Lars Hoenkhaus)