Test: Suzuki Jimny – Freizeitspaß erfordert einige Kompromisse

Die Frontpartie des Suzuki Jimny

Einst nicht nur von Off Road-Traditionalisten schnell in die Schublade „Spielzeugautos“ abgetan, erfreuen sich trotz der SUV-Welle kleine Geländewagen nach wie vor recht großer Beliebtheit. Vorreiter der 1980 einsetzenden Schrumpfkur war Suzuki, das mit dem LJ und später dem Samurai die Nische von witzig gestylten und preiswerten Freizeitmodellen nicht nur Urlaubern in südlichen Gefilden schmackhaft machte. Nachfolger dieser beiden Geländezwerg-Ahnen ist der 3,70 Meter lange Jimny, der bei seinen Anhängern längst Kult-Status erlangt hat und dem im vergangenen Jahr eine Frischzellenkur verordnet wurde.

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Die Frontpartie des Suzuki Jimny Der Suzuki Jimny in seinem Element Der Innenraum des Geländewagens Suzuki JimnyMit seinem bulligen Kühlergrill und Frontstoßfängern sowie dem Flankenschutz in Wagenfarbe, einer Auspuffblende und getönten Scheiben sowie Alufelgen erregt der fast kastenförmige Allradler nicht nur abseits der Straßen, sondern ebenso im Großstadt-Gewühl Aufsehen. Im Kurzstrecken-Fahrbetrieb zeigt er sich handlich und recht agil. Für ausreichenden Vortrieb sorgt ein überarbeiteter 1,3-Liter-Vierzylinder-Reihenmotor  (63 kW/86 PS) mit variabler Ventilsteuerung. Angesichts seines niedrigen Drehmoments von 110 Newtonmeter will er allerdings fleißig geschaltet werden, um auf Touren zu kommen.

ESP gibt es auch nicht optional

Geht es auf die Autobahn ist dagegen Zurückhaltung angesagt. Nicht nur, weil ein langer Anlauf notwendig ist, um bei erheblicher Lautstärke die Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zu erreichen, sondern weil Überholvorgänge mangels Durchzugskraft sorgsam geplant werden sollten. Das Stichwort Sorgfalt gilt ebenso auf kurvenreichen Landstraßen, wo bei zu zügiger Fahrweise die schraubengefederten Starrachsen schnell überfordert sind und der ansonsten „gutmütige“ Hecktriebler heftig übersteuern kann. Ein Idealeinsatz für ESP, was es aber leider selbst optional nicht gibt. Und auch beim Fahrkomfort könnte der Jimny etwas mehr verwöhnen, da die recht harte Federung fast jede Unebenheit direkt an die Insassen weiter reicht.

Spaß machen dagegen die guten Fahrbahnkontakt vermittelnde Kugel-Umlauflenkung, die leichtgängige Schaltung sowie das gut auf die Motorcharakteristik abgestimmte Fünfgang-Getriebe. Dank des per Knopfdruck zuschaltbaren Frontantriebs mit einer lediglich starren Kraftverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse von 50 zu 50 und einer zusätzlichen Geländereduktion ist der Jimny dann auf Wald- und Wiesenpfaden, auf Schotter und ebenso auf schlammigem Untergrund in seinem Element und wird seinem Ruf als robustes, gut verarbeitetes und geländetaugliches Mini-Mobil vollauf gerecht. Und dies bei durchaus zurückhaltendem Durst, da selbst nach derartigen Ausflügen der Verbrauch nicht über neun Liter steigt.

Übersichtliches Armaturenbrett

Ausgelegt ist der Jimny für vier Insassen, wobei die Fond-Passagiere wegen beschränkter Beinfreiheit und einem mühseligen Einstieg in den Dreitürer allerdings kein Gardemaß aufweisen sollten. Platz nimmt man auf einem recht kleinen und nur dünn gepolstertem Gestühl, was sich bei längeren Fahrten als weitere Komfort-Bremse entpuppt. Der Fahrer selbst hat die Instrumente gut im Blick und auch die Bedienknöpfe sind ergonomisch richtig angeordnet. Da das Lenkrad nicht verstellbar ist, haben groß gewachsene Mitmenschen es aber schwer, die ideale Sitzposition zu finden. Supermini-Format weist das Gepäckabteil auf, das sich durch die geteilt klappbaren Rücksitzlehnen aber mühelos erweitern lässt.

Mini-Platz, Mini-Fahrkomfort und eine in der Basis-Version nicht allzu üppige Sicherheits- und Komfortausstattung (u. a. ABS, Fahrer- und Beifahrer-Airbags,  Seiten-Aufprallschutz, H4-Halogen-Hauptscheinwerfer, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, elektrische Fensterheber vorn und elektrisch verstellbare Außenspiegel) stehen also Allrad-Antrieb, Freizeitspaß, schickes Design, anerkannte Zuverlässigkeit und vor allem Preisgünstigkeit entgegen. Ein Fahrzeug also, das zweifelsohne polarisiert und allein daher eine Bereicherung in unserer automobilen Landschaft ist. (dpp-AutoReporter/Hans H. Grassmann)

Daten Suzuki Jimny, 1,3 Liter, 4×4

Länge x Breite x Höhe (Meter):3,70 x 1,60 x 1,71 Meter
Motor:Vierzylinder-Otto-Reihenmotor
Nockenwellenantrieb:Steuerkette
Hubraum:1.328 ccm
Max. Leistung:63 kW/86 PS
Max. Drehmoment:110 Nm bei 4.100/min
Durchschnittsverbrauch:7,1 Liter Super/100 km
CO2-Emission:162 g/km
Beschleunigung von 0 auf 100 km/h:14,1 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit:140 km/h
Kofferraum:113 – 324 Liter
Versicherung:HP:13 / VK: 19 / TK: 19
Grundpreis:15 190 Euro

 

2 Gedanken zu „Test: Suzuki Jimny – Freizeitspaß erfordert einige Kompromisse“

  1. Meine Tochter hat jetzt ihren Führerschein gemacht und ich wollte ihr ein Anfängerfreundliches Auto zum 18. Geburtstag schenken. Dabei ist mit der Jimny aufgefallen, der so schön kompakt ist und in Sachen Übersicht höchstwahrscheinlich punkten wird (Aufgrund der Höhe). Da jedoch das Budget nicht so hoch ist, wird es wenn überhaupt ein gebrauchter Jimny werden und zwar so 2005er. Nun meine Frage an Jimny-Fahrer: Könnt ihr das Fahrzeug des Baujahres einem Anfänger empfehlen? Oder haben ältere Generationen irgendwelche Schwachstellen. Danke herzlichst und schöne Grüße. Martin

    1. Auch wenn die Antwort etwas spät kommt…
      Ich würde sagen, der Jimny ist das Anfängerauto schlechthin. Er ist klein, bietet gute Übersicht und kostet wenig in der Versicherung. Mit der 1.3 Maschine kostet er zudem nur 96 Euro KFZ-Steuern im Jahr. Ich würde zuschlagen.

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Die Seite "Test: Suzuki Jimny – Freizeitspaß erfordert einige Kompromisse" wurde am 25. November 2013 veroeffentlicht und am 28. August 2014 zuletzt aktualisiert.