Kommentar: Schon wieder Krach um den Lärm?

Von Peter Schwerdtmann

Das ist mal eine Forderung, die man gern unterstützt: Der Bund der Deutschen Industrie (BDI) hat jetzt ein Papier vorgelegt, in dem weniger Verkehrslärm gefordert wird. Rumpelnde Güterzüge auf nicht schallgesicherten Strecken, laute Lkw, startende Flugzeuge, aber auch Zweiräder ohne den passenden Schalldämpfer – sowie Raser in Wohnstraßen – sie alle übertönen gern die Grenzen von 65 Dezibel am Tag und 55 Dezibel nachts in Wohngebieten.

Peter Schwerdtmann über Autolärm

Peter Schwerdtmann. Foto: Auto-Medienportal.Net

Sicher brauchen wir leisere Autos und leisere Reifen. Doch geben wir uns nicht der Illusion hin, man könne das Problem mit neuen Vorschriften für Personenwagen aus der Welt schaffen. Da geht nicht mehr viel. Das war auch kürzlich das Ergebnis eines Arbeitskreises bei einem Verkehrskongress, den die politische Stiftung der Günen zusammen mit dem Verband der Automobiindustrie (VDA) veranstaltete: Das Auto an sich hat seine Hausaufgaben fast schon eredigt. Die Kommunen, die Landkreise, die Länder und der Bund sind am Zug. Sie können und müssen den Bürgerinnen und Bürgern ihre Ruhe garantieren.

Vielleicht ist eine gepflastere Straße im Wohnbereich ganz im Sinne des Stadtbaurats, aber ganz sicher nicht im Sinne der Anwohner. Doch leider haben die Kommunen und die anderen Behörden nichts davon, wenn sie sich um einen ruhigen Fahrbahnbelag kümmern. In den Bauvorschriften ist dazu nichts geregelt. So geht der Preis vor Lärmschutz.

Zu den Lärmquellen in Wohnbereichen gehört auch der öffentliche Personen-Nahverkehr. Nicht jede Straßenbahn rollt leise vorbei. Und die Busse übernehmen schon einmal die Funktion des ungewollten Weckers. Auch der Lieferverkehr und erst recht der Schwerlastverkehr ist eben nicht leise. Das mag sich in Zukunft alles ändern, wenn die Elektrifizierung vorankommt. Speziell beim Lieferverkehr kann man sich da einige Fortschritte ausmalen. Aber auch dann liegt die Verantwortung für den Lärm in Wohngebieten nur dann bei den Fahrern von Personenwagen, wenn sie ihre Fahrzeuge verändert haben. Das wiederum ist eine Überwachungsaufgabe für die Behörden.

Überhaupt muss man sich beim BDI-Papier über zwei Dinge wundern. Warum haben sich die Damen und Herren nicht vom VDA auf den aktuellen Stand der Dinge bringen lassen? Und zweitens: Wieso sprechen wir beim Thema Lärm immer über die Emittenten. Würden wir die Immissionen betrachten, kämen wir den eigentlich Ursachen schneller auf den Grund und könnte sie beseitigen, zum Teil mit lächerlich einfachen Maßnahmen. (ampnet/Sm)

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Die Seite "Kommentar: Schon wieder Krach um den Lärm?" wurde am 24. April 2013 veroeffentlicht und am 24. April 2013 zuletzt aktualisiert.