Man will es kaum glauben: Seit 80 (!) Jahren ist es der Busbranche verwehrt, sich dem Fernverkehr zu widmen. Der sei allein Angelegenheit der Bahn, legte das deutsche Personenbeförderungsgesetz von 1934 fest. Dass sich die Bundesregierung bis heute an diese Order hielt, ist einigermaßen befremdlich.

Wolfram Riedel. Foto: Auto-Reporter.NET
Erfreulich dagegen die aktuelle Botschaft: Das jahrzehntelange Monopol der Bahn soll endlich gebrochen werden. Das Vorhaben führt auch zu Erwartungen. Endlich, so darf wohl geschlussfolgert werden, kann die Bahn nicht mehr schalten und walten, wie es ihr beliebt, wenn es um Fahrpreise geht. Deren stete Tendenz nach oben unter autoritärer Bahnregie, ärgerlich genug, ist bekannt. Höchste Zeit, dass dem Treiben mit der Buskonkurrenz Einhalt geboten wird.
Dass Omnibusse bislang für den Fernlinienverkehr nicht infrage kamen, ist aus vielerlei Gründen unverständlich. Offenbar ließ die zementierte Monopolstellung der Bahn gar nicht weiter über Fernbusse und deren Vorzüge nachdenken. Daran änderte auch die Situation im geteilten Deutschland nichts. Immerhin wurden seinerzeit von Berlin aus mit Bussen 30 Fernstrecken bedient, und das bis heute. Sie verbinden die deutsche Hauptstadt weiter mit Hamburg, Köln, Frankfurt/M., Hannover, Lindau, München und nun auch Rostock.
Bundesverkehrsminister Ramsauer sieht im Bus eine „klimaschonende und wirtschaftliche Alternative zum Pkw“. Schon bei einer durchschnittlichen Auslastung eines Busses würden Kraftstoffverbrauch und CO2-Ausstoß, verglichen mit einer entsprechenden Zahl Pkws, deutlich sinken. Und der Präsident des VDA, Matthias Wissmann, sieht, dass der Fernbus Deutschlands sozialstes Fernverkehrsmittel werden könne, weil er Mobilität zum kleinen Preis biete. Die Gedanken kreisen offenbar um Busstrecken von mindestens 50 Kilometer Länge oder einer Stunde Fahrzeit.
Nicht zur Sprache kam in der Debatte zu Fernbussen bislang das Argument, dass Omnibusse die verkehrssichersten Verkehrsmittel sind. Die Unfallstatistik des Statistischen Bundesamtes besagt, dass nur in 1,5 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden ein Busfahrgast beteiligt ist. 2010 wurden bedauerlicherweise 32 Businsassen getötet. Befördert wurden in Omnibussen im genannten Jahr nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats aber mehr als 5,2 Milliarden Fahrgäste. (Auto-Reporter.NET/Wolfram Riedel)