„Ich fahre Bus!“ Wer bei dieser Aussage nicht zwingend an den heimatlichen Nahverkehrsverbund denkt, weiß, wovon die Rede ist. Kein zweites Fahrzeug ist derart eng mit dem Namen eines kompletten Fahrzeugsegments verbunden wie der Bulli von VW. Wer Bus fährt, fährt Bulli – und das seit rund 65 Jahren. Bis heute sind in fünf Generationen weltweit mehr als elf Millionen VW Busse von den Fertigungsbändern gerollt.
Erfolgreichstes Modell ist die zweite Generation (T2). Während der 13 Jahre (1967 – 1979) dauernden Produktion in Deutschland wurden 2,93 Millionen Einheiten gebaut, so dass der im Volksmund bald „Bulli“ genannte Wagen zum meist gebauten VW-Bus avancierte. Doch er war nicht nur als Personen-Transporter, sondern auch als Camping-Bus – gleichgültig ob als Variante von Ausbau-Anbietern oder als Freizeit-Fahrzeug ab Werk – erfolgreich. Und das gilt bis heute.
Wir konnten jetzt eine Replica des 1978 vorgestellten Sondermodells „Lord von Hannover“ – wegen seiner silbernen Lackierung auch oft als „Silberfisch“ bezeichnet – zusammen mit einem California der aktuellen Serie fahren und beide Fahrzeuge vergleichen. Nicht bierernst, denn immerhin liegen weit mehr als 30 Jahre automobile Entwicklung dazwischen.
Doch immerhin – beide verfügten über einen 2,0-Liter-Motor. Der „Silberfisch“ über einen luftgekühlten 4-Zylinder Boxer mit 51 kW/70 PS – angefangen hatte es mit 35 kW/47 PS – bei einem maximalen Drehmoment von 141 Newtonmeter bei 2.800 U/min. Der California über ein TSI-Triebwerk mit 110 kW/150 PS bei einem maximalen Drehmoment von280 Nm bei 1.500 U/min. Abgesehen von den heutigen viel effizienteren Triebwerken liegen da schon Welten zwischen. Ebenso beim Fahrkomfort und Fahrverhalten. Doch der „Silberfisch“ hielt sich für seine Möglichkeiten auf den kurvigen Landstraßen des Bergischen Landes äußerst wacker.
Auch wenn der „Silberfisch“ ein fein ausgestattetes Modell mit – nach damaligen Maßstäben – allem Drum und Dran war, ist die Innenausstattung natürlich ebenfalls mehr als unterschiedlich. Doch immerhin – über drehbare Vordersitze, eine Klappsitzbank im Heck und linker Hand eine Küchen- und Schrankzeile und ein nach vorne oder nach hinten sich öffnen lassendes Aufstelldach verfügte schon der Oldie. Und damit über eine Raumaufteilung, die bis heute unübertroffen ist.
Und somit auch den Grundriss für den heutigen California Coach darstellt. Natürlich wurde in den Jahrzehnten vieles verfeinert und optimiert und dank neuer Materialien auch haltbarer und komfortabler. Doch an der Grundidee, mit einem relativ kompakten und zuverlässigen Kleinbus die Welt entdecken zu können, hat sich nichts geändert. (dpp-AutoReporter/Hans H. Grassmann)