Von Burkhard Assmus
Wer im Bentley Mulsanne kutschiert – entschuldigung: selbstverständlich chauffiert wird, reist auf höchstem Niveau. Auf allerhöchstem. Der Mulsanne, benannt wie alle anderen Bentleys auch nach Kurven beziehungsweise Geraden der Rennstrecke von Le Mans, zieht seine Betrachter in den Bann und verwöhnt seine Besitzer. Auch wenn es wie bei uns nur ein Vergnügen auf eine relativ kurze Zeit ist, genießt man den puren Luxus. „Dann mal los Johann, gib den Pferdchen die Sporen“.
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Wenn man also mit dem Mulsanne von Bentley unterwegs ist, sollte man schon etwas mehr über diese Nobelkarosse wissen. So zum Beispiel, dass dieses Luxusschiff aus Handarbeit den Grundpreis von knapp 293 000 Euro kostet. Oder vielleicht auch, das nach dem Aus des Maybachs nur noch der „Phantom“ von Rolls Royce dem Briten das Wasser reichen kann. Insider wissen auch, dass Bentley eine VW-Tochter und der Mullsanne nicht nur der Nachfolger des Arnage, sondern auch das Flaggschiff des VW-Konzerns ist.
Der Bentley Mulsanne wird durch einen V8-Benziner mit doppelter Turboaufladung befeuert, der in unserem Fall von Bob Bishop zusammengebaut wurde. Die Maschine unter der langen Motorhaube trägt die „Engine-Number“ 302.635. Die Luxuslimousine mit mehr als 6,5 Liter Hubraum und 377 kW / 512 PS, treibt den Mulsanne bis zu einer Höchstgeschwindigkeit von 296 km/h. In 5,3 Sekunden soll es von Null auf einhundert Stundenkilometer gehen, wobei die 16,9 Liter Durchschnittsverbrauch dann wohl eher Wunschdenken sind. Aber sonst, ist dieses Gefährt schon eine ehrliche Haut. Die Achtgang-Automatik schaltet sauber und der Hinterrad-Antrieb passt. Die 2,6 Tonnen Lebendgewicht der Limousine lassen sich problemlos über die Straßen bewegen. Man hat das Gefühl, als würde man schweben. Und wenn Johann aufmerksam und vorausschauend fährt merkt man als Passagier noch nicht einmal, dass der Weg von A nach B schon bewältigt wurde.
Die Kraft unter der Haube ist das Eine – der Luxus im Innenraum das Andere. Ein Grand Hotel kann nicht feudaler und luxuriöser sein. Die Wolfsburger haben bei der Übernahme von Bentley massiv in das Werk in Crewe investiert. Mit dem Resultat, dass die 23 Exemplare die in 2012 nach Deutschland kamen, noch edler und hochwertiger gefertigt wurden.
Geblieben sind die Montage in Handarbeit und der enorme Aufwand bei der Materialauswahl. Ein Beispiel: Selbst die Zierleisten bestehen aus rostfreiem Stahl. Die Hölzer für Armaturenbrett und Türverkleidungen werden in Großbritannien, den USA oder Afrika in Plantagen selektiert, trochnen wochenlang in einem speziellen Lagerraum und werden in zahllosen Schritten bis zum Endprodukt verarbeitet. Das Resultat: eine weitläufige Landschaft von erlesenen, poliertem Wurzelholz; nur aufgelockert von klassischen Rundinstrumenten, verchromten Bedienknöpfen und aus dem Vollen gefrästen Austrittsöffnungen der Lüftung.
Und auch das Gestühl hat es in sich. Feines weiches Leder, perfekt verarbeitet mit Nähten der penibelsten Art, empfängt Fahrer und Passagiere und signalisiert: Knapp 300 000 Euro sind hier bestens angelegt. So interessiert es einen Mulsanne-Besitzer auch nicht wirklich, dass das Kofferraumvolumen nur 443 Liter umfasst und eine Urlaubsfahrt mit vier Personen zur Tortour werden könnte. Ein Mulsanne-Besitzer schickt das Gepäck vorweg, reist standesgerecht mit dem Nobelhobel hinterher oder fliegt gleich mit dem Privatjet, da ja am Zielort ein weiteres Prestigeobjekt als fahrbares Fortbewegungsmittel wartet. (ampnet/ba)
Technische Daten: Bentley Mulsanne
Länge x Breite x Höhe in m: 5,57 x 1,93 x 1,51
Motor: 6,75-Liter-V8-Benziner mit doppelter Turboaufladung
Leistung: 377 kW / 512 PS bei 4200
Maximales Drehmoment: 1020 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 296 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,3 s
Leergewicht / Zuladung: 2585 kg / 505 kg
Räder / Reifen: 20 Zoll LM / 265/45 ZR 20
Wendekreis: 13,4 m
Verbrauch (Schnitt nach EU-Norm): 16,9 l / 100 km
Kohlendioxid pro Kilometer: 393 g
Gepäckraumvolumen: 443 l
Basispreis: 292 740 Euro