Mit dem Jeep Renegade hat eine amerikanische Firma eine der wenigen echten Überraschungen in Genf vorgelegt. Der in Italien gebaute, auf dem Fiat 500 L basierende Mini-SUV war intern ein kontroverses Projekt: Es ist unklar, ob der Ansatz eines derart kompakten Jeep auf Pkw-Plattform funktionieren würde. Denn die noch unter den heutigen Daimler-Managern Wolfgang Bernhard und Dieter Zetsche entwickelten Modelle Patriot und Compass – letzterer wird auch in Europa angeboten – haben nie die projektierten Verkaufszahlen erreicht. Die ersten Reaktionen auf den Renegade hingegen sind positiv. Das gewagte, vom klassischen Wrangler inspirierte Design kommt an; technisch greift der kleine Off-Roader auf Komponenten aus dem Fiat- und Chrysler-Baukasten zurück. Die Spitzenversionen gibt es mit einer NeunGang-Automatik, die beim größeren Jeep Cherokee einen etwas holprigen Serienanlauf hingelegt hat.
Unter den US-Marken hat sich in Genf auch Cadillac besonders aufwändig präsentiert; einer der Stars war das auch in den USA noch brandneue ATS Coupé. Doch so ansprechend die Modelle inzwischen geworden sind: Das Vertriebskonzept der Marke in Europa ist weiterhin alles andere als überzeugend. Das Händlernetz ist zu dünn, und die Fahrzeuge sind im Straßenbild praktisch nicht präsent. Technisch bewegt sich Cadillac inzwischen weit vor der Konkurrenzmarke Lincoln und praktisch auf Augenhöhe mit der Konkurrenz aus Deutschland. Aber es merkt keiner: Ein schöner Stand in Genf reicht nicht aus.
Immerhin werden die europäischen Cadillac-Händler in Zukunft auch die attraktiven Sportwagen Chevrolet Corvette und Chevrolet Camaro anbieten können. Die übrigen Chevrolet-Modelle laufen bekanntlich Ende 2015 aus. Schon heute sind die Fahrzeuge, die technisch teilweise eng mit Opel-Modellen verwandt sind, in Europa zu extrem niedrigen Preisen zu bekommen. US-Analysten beurteilen die Entscheidung, Chevrolet in Europa zu streichen, eher zwiespältig. Eine glaubwürdige Einstiegsmarke fehlt in Zukunft; gleichzeitig wird die Situation für Cadillac noch schwieriger, profiliert sich Opel doch selbst immer wieder mit Premium-Aspirationen.
Ein Bürgermeister mit Sonderrechten
Unterdessen hat der New Yorker Bürgermeister Bill de Blasio ein Programm aufgelegt, dessen Name bereits von Hybris zeugt: Es heißt „Vision Zero“ – und suggeriert, dass sich die Zahl der Verkehrsopfer auf null reduzieren ließe. Diese Vorstellung ist zwar utopisch, de Blasio hat jedoch schon einmal mit seinem Einbrems- und Überwachungs-Programm begonnen. Die 20-Meilen-Zonen (das sind 32 km/h) sollen stark ausgeweitet werden, das generelle Tempolimit auf 40 km/h sinken, zahlreiche Kameras den Verkehr überwachen. Für die zwei letztgenannten Punkte braucht der Bürgermeister allerdings noch die Zustimmung der Staatsregierung in Albany. Und die dürfte – wie bereits de Blasios Vorgänger Michael Bloomberg erfahren hat – nicht so leicht zu bekommen sein.
Schon jetzt hat die Polizei die Überwachung von Fußgängern verschärft. Dazu muss man wissen, dass Fußgängerampeln in der stets unter Energie stehenden Metropole bestenfalls als Empfehlung, wenn nicht gar als Provokation wahrgenommen werden. Umso größer ist die Empörung über die bis zu 250 Dollar teuren Strafzettel, mit denen Fußgänger, die sich in gewohnt anarchischer Manier bewegen, seit einigen Wochen überzogen werden.
Gleichzeitig spottet New York über die Sonderrechte, die sich der Bürgermeister herausnimmt: Die Journalistin Marcia Kramer des Senders WCBS-TV/Channel 2 ist dem aus zwei schwarzen Geländewagen bestehenden Konvoi des Bürgermeisters nachgefahren – und hat dabei unter anderem notiert, dass seine Fahrer zwei Stopschilder missachteten, mit über 70 km/h durch eine Tempo-48-Zone rasten und in einer Tempo-70-Zone rund 100 km/h erreichten, um schließlich vor dem Rathaus eine Kreuzung und einen Fußgängerüberweg zu blockieren. 13 Punkte hätten die Chauffeure auf der heißen Tour akkumuliert, rechnete die CBS-Journalistin genüsslich vor. Bereits mit 11 Punkten wäre der Führerschein in New York weg.
Renaissance des Rechtsfahrgebots
Das Beharrungsvermögen US-amerikanischer Autofahrer ist erstaunlich – jedenfalls in Bezug auf die einmal gewählte Fahrspur. Hat man es sich erst einmal komfortabel eingerichtet und den Tempomat gesetzt, muss schon Außergewöhnliches passieren, um einen Spurwechsel zu veranlassen. Doch damit soll im US-Staat Georgia nun Schluss sein: Ein Gesetzesantrag, der mit übergroßer Mehrheit verabschiedet wurde, zwingt Autofahrer dazu, die linke Spur zu verlassen, wenn sich ein schnelleres Auto nähert. „Es geht darum, jene Leute zu erziehen, die nicht kapieren, dass sie die linke Spur zu verlassen haben, wenn sich 16, 17 Autos hinter ihnen drängen“, begründet der republikanische Abgeordnete Bill Hitchens seine Entscheidung.
Unterwegs mit dem Lexus IS 350
Die Modellprogramme der japanischen Hersteller in den USA enthalten zahlreiche Pretiosen, die in Europa nicht zu bekommen sind. Eine davon ist der Lexus IS 350 AWD – das Spitzenmodell der kompakten Baureihe, die direkt auf BMW 3er und Mercedes-Benz C-Klasse zielt. In Europa gibt es den aggressiv gezeichneten IS nur mit einem relativ phlegmatischen 2,5-Liter-V6-Motor – oder als Hybridvariante mit Vierzylindermotor, die bei geradezu bizarr niedrigen 200 km/h abregelt. Damit bewegt sich die teure Premium-Limousine auf dem Niveau eines VW Golf Blue Motion mit 110 PS.
In den USA bietet Lexus den IS hingegen mit einem 310 PS starken 3,5-Liter-Saugmotor an – und mit dieser Maschine präsentiert er sich als nahezu perfekte Sportlimousine. Die lineare Kraftentfaltung stellt die Turbomotoren der Konkurrenz in den Schatten, und das Fahrwerk bietet sehr hohe Reserven. Noch besser als die in Kalifornien getestete Allrad-Variante gefällt der IS 350 mit Hinterradantrieb. Dann ist auch eine Acht-Gang-Automatik an Bord, die deutlich präziser und schneller agiert als die Sechs-Gang-Automatik der AWD-Modells. Schade, dass Lexus keine Handschaltung mehr anbietet. Von Jens Meiners (ampnet/jm)