USA planen Maut wegen sparsamen Autos

Von Hans-Robert Richarz

Deutsche USA-Touristen sind angesichts des schwächelnden Euros und des gleichzeitig erstarkenden Dollars schon jetzt die Gelackmeierten was die Kosten ihres Aufenthalts jenseits des großen Teichs angeht. Demnächst aber könnte es noch schlimmer kommen: Als erster Bundesstaat im Nordwesten will Oregon ab Juli eine Maut für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf Autobahnen einführen: 1,5 Cent pro gefahrenen Kilometer. Andere Staaten, darunter auch Florida, wollen sich daran ein Beispiel nehmen. Begründung: Da die Zahl elektrisch angetriebener und besonders sparsamer Autos gegenüber den traditionell besonders durstigen Ami-Schlitten immer mehr zunimmt und deshalb die Einnahmen durch die Benzinsteuer spürbar zurückgehen, fehlen die Mittel für den Erhalt der ohnehin schon maroden Straßen.

„Der Verbrauch von fossilen Treibstoffen geht immer mehr zurück, und das ist gut so“, erklärt Michelle Godfrey, Sprecherin des Verkehrsministeriums in Salem, der Hauptstadt von Oregon. „Da wir aber den Unterhalt der Straßen mit den Spritsteuern bestreiten, geraten wir allmählich in Schwierigkeiten.“ Oregon heuerte daher den französischen Konzern Sanef ITS, Spezialist für die Eintreibung von Mautgebühren, und das Telematik-Unternehmen Intelligent Mechatronic Systems (IMS) aus Kanada an, um Abhilfe mit einer streckenbezogenen Maut zu schaffen. „Um Amerikas Straßeninfrastruktur zu verbessern und aufrechtzuerhalten, ist der Übergang von einer Treibstoffsteuer auf eine Gebühr für die Straßenbenutzung ein Entwicklungsschritt, auf den kein Staat auf Dauer verzichten kann“, meint François Gauthey, Präsident von Sanef. Seinem IMS-Kollegen Otman Basir kommt die Kooperation wie gerufen: „Das passt genau in unsere Palette, in der wir auf Fahrleistung kalkulierte Versicherungsprämien, das Training von Fahranfängern und ähnliche Dienstleistungen anbieten.“

Das Mautsystem in Oregon soll zunächst an 5000 Freiwilligen ausprobiert werden, „um zu sehen wie das Publikum reagiert“, erläutert Michelle Godfrey. Es wird so funktionieren: In jedem Auto soll eine Blackbox installiert werden, die den Treibstoffverbrauch und die zurückgelegte Strecke registriert, wobei sie mit GPS-Hilfe unterscheiden kann, ob sich das Auto innerhalb Oregons, auf dem Highway, im Stadtverkehr oder auf Privatstraßen bewegt oder in einem anderen Staat unterwegs ist. Die Fahrer zahlen weiterhin die Spritsteuer in Höhe von 30 Cent pro Gallone (7,8 Cent/Liter) an der Zapfsäule, die jedoch am Ende eines jeden Monats mit der gefahrenen Strecke (1,5 Cent/Meile) abgeglichen wird. Liegt die Abgabe für die zurückgelegten Meilen unter der gezahlten Treibstoffsteuer, gibt es Geld zurück, umgekehrt ist eine Nachzahlung fällig. Nach der Testphase soll die Spritsteuer für alle wegfallen.

Bis auf die wenigen „Turnpikes“ im Osten der Vereinigten Staaten und rund um Chicago, wo eine Straßenbenutzungsgebühr fällig wird, ist die neue Steuer die erste ihrer Art in Nordamerika, und sie scheint Schule zu machen. Neben Illinois, Florida und Kalifornien spielen noch sieben weitere Bundesstaaten mit Maut-Gedanken, darunter auch Colorado und Oregons Nachbarstaat Washington. Gouverneur Edmund Jerry Brown von Kalifornien, wo zur Zeit 59 Milliarden Dollar zum Erhalt von Highways und Brücken fehlen, setzte bereits vor einem Jahr bei der Vorlage seines Haushalts für 2015 eine Expertenkommission ein, um einen ähnlichen Test wie in Oregon ab 2017 zu starten. „Es wird noch eine Weile dauern bis wir alles unter Dach und Fach haben“, erklärte Brown vor den Abgeordneten im Parlament von Kalifornien in der Hauptstadt Sacramento. „Aber die Infrastruktur von Kalifornien bekommt ein echtes Problem. Wir müssen etwas tun.“ (ampnet/hrr)

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Die Seite "USA planen Maut wegen sparsamen Autos" wurde am 15. März 2015 veroeffentlicht und am 15. März 2015 zuletzt aktualisiert.